2. Februar 2024
Der Schmerz der Kinder
Mit über 150 Kindern durften wir fünf intensive Tage im educare-Camp erleben. Es war ein Highlight für alle Teilnehmer.
Wieder einmal war es so weit – drei Reisebusse machten sich auf die Fahrt ins zu unserem Freizeitheim.
Mit über 150 Kindern durften wir fünf intensive Tage im educare-Camp erleben. Wir sind unheimlich dankbar für die Bewahrung auf der Fahrt, im Schwimmbecken, auf dem Fußballplatz und während des gesamten Camps. Einige Kinder waren das erste Mal weg von zu Hause. Manche kamen nur mit einer Plastiktüte in der Hand zum Abfahrtsort. Doch das war kein Problem. Jeder half aus, wo er konnte, und so erlebten wir wunderbare Tage voller Musik, Geschichten aus der Bibel, Fußball, Badezeit, gutem Essen und bewegenden Gesprächen am Lagerfeuer.
Schweres Gepäck
Obgleich sie nicht viel besitzen, reiste eine große Zahl von Kindern dennoch mit “schwerem Gepäck”. Beim Singen schien es, als schrien sie Schmerz und Trauer aus sich heraus: ihren Schmerz über die Familiensituation, ihre Ängste vor Gewalt zu Hause, ihre Sorgen um den Verlust von Angehörigen und ihre Verzweiflung. Am letzten Abend konnten die Kinder ihre Sorgen und Gebete aufschreiben oder malen und sie anschließend am Lagerfeuer verbrennen. Im Gespräch mit Mitarbeitern haben sich manche geöffnet und ihre Geschichte geteilt. Es ist oft nicht in Worte zu fassen, welches Leid diese Kinder erfahren.
“Bitte, gebt mich nicht auf!”
Nicht selten werden Kinder und Jugendliche im Crackland von ihren Müttern oder Familien abgeschoben, von einem zum Nächsten gereicht und bekommen so das Gefühl vermittelt, dass sie eine Last und nicht gewollt sind. Es gibt Mütter, die ihre Kinder aufgrund psychischer Probleme, eigener Traumata oder Suchtkrankheiten regelrecht verstoßen und ihnen eines Tages einfach die Tür nicht mehr öffnen. Die tragische Folge ist, dass die Kinder innerlich abstumpfen, emotional hart und gefühllos werden und nur noch “funktionieren”. Dabei wünschen auch diese Kinder sich nichts sehnlicher als eine Bezugsperson, ein Zugehörigkeitsgefühl und vor allem Liebe. Eine Jugendliche, die täglich mit Ablehnung zu Hause kämpfen muss, bat eine educare-Mitarbeiterin während der Reise: “Bitte, gebt mich nicht auf!”.
Kriminalität und ihre Folgen
Immer wieder erschüttern uns Nachrichten von Familienangehörigen der Kinder, die im Gefängnis landen. In den letzten Wochen wurden durch die Polizei kriminelle Machenschaften aufgedeckt, in die einige Mütter unserer Kinder verstrickt waren. Die Mütter kamen ins Gefängnis. Infolgedessen waren von einem Tag auf den anderen ihre Töchter und Söhne auf sich alleine gestellt – völlig überfordert mit der neuen Situation und der großen Verantwortung, die nun auf ihnen lastete. Oft sind es die älteren Geschwister, die die Rolle der Mutter auffangen müssen und die jüngeren Kinder versorgen.
Das Camp bietet für viele Kinder eine Flucht aus dem düsteren Alltag und der Verantwortung, die manche schier erdrückt. Nicht nur die Verantwortung für jüngere Geschwister, sondern auch für das Leid der Familienangehörigen, für das sich die Kinder häufig verantwortlich fühlen.
Schwerer Abschied
Claryssa und João sind seit vielen Jahren Teil unserer Arbeit in São Paulo. Claryssa war unsere erste Mitarbeiterin und hat unser Projekt über sieben Jahre lang mit geformt und weiterentwickelt. Sie war eine wichtige Säule in unserem Team. João arbeitete seit drei Jahren im Projekt und hat vor allem unseren Chor und die educare-Band mit aufgebaut und stark geprägt.
Gemeinsam mit ihrem Sohn Daniel gehen Claryssa und João nun einen neuen Lebensabschnitt an und werden educare Ende des Jahres verlassen.
Wir danken den beiden von Herzen, dass sie Teil unserer Arbeit waren und sich mit so viel Leidenschaft und Liebe jeden Tag für die Kinder eingesetzt haben.
Wir wünschen ihnen Gottes Segen für ihren neuen Lebensabschnitt.